Umfrage mit starker Beteiligung
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht um Eure Einkommen, deshalb haben wir nach Euren Stimmen gefragt. Über 4500 Angestellte, Freie und junge Medienschaffende im Volontariat oder in Ausbildung haben sich an der großen ver.di-Umfrage im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beteiligt. Vielen Dank dafür! Die Ergebnisse bilden die Grundlage der Aufstellung der gemeinsamen Tarifforderung für die kommende Tarifrunde. Im Tarifausschuss von ver.di haben die Vertreter*innen aus allen Rundfunkanstalten Eure Stimmen ausgewertet und danach die Richtung für den kommenden Tarifabschluss abgestimmt.
Doch bevor wir dazu kommen…
Die Umfrage hat neben Euren Erwartungen zur Tarifsteigerung auch weitere Themen gezeigt, die Euch wichtig sind. Über die Hälfte der Befragten haben die Arbeitsbelastung und -verdichtung als persönlich gravierendes Problem bezeichnet, deshalb ist einer knappen Hälfte auch die Arbeitszeitgestaltung besonders wichtig.
Über ein Drittel der Antwortenden gaben ihre Sorge um die Beschäftigungssicherheit oder Auftragslage als Freie/r an. Ebenso stark treiben die politischen Angriffe auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Befragten um. Aus unserer Sicht ist dies ein bedenklicher Befund in einem gemeinwohlorientierten Unternehmen. Wenn Euch also Arbeitsdruck und Anfeindungen von außen belasten, seid euch gewiss: Ihr seid damit nicht allein – egal ob in den Redaktionen, der Verwaltung oder den Technikabteilungen von ARD, ZDF und Deutschlandradio.
Allen ist klar, dass Tarifsteigerungen aus einer Gehalts- und Honorartarifrunde diese Belastungen nicht beilegen können. Dennoch werden wir diese Stimmungen zum Thema machen, da sich hierin deutlich Defizite in den Leitungsebenen der Sender zeigen. Und wir lassen nicht zu, dass der Wunsch nach berechtigten, starken Einkommenssteigerungen gegen ebenso berechtigte Entlastung in den Arbeitsumständen ausgespielt wird.
Die Tarifumfrage hat ergeben, dass die Befragten einen Mix aus starker Prozentsteigerung und angemessener Mindesterhöhung für niedrigere Tarifgruppen wollen, vor allem auch für Berufseinsteiger*innen und alle Kolleg*innen in der Berufsausbildung. So liegt es nah, das haben die Umfrageergebnisse ebenfalls belegt, dass auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine prozentuale Steigerung der Effektivhonorare und Gehälter gefordert wird. Für alle Gehaltsstufen, in denen dies weniger als 500 Euro Steigerung pro Monat ausmacht, soll dieser Mindestbetrag gelten.
Für Auszubildende und Volontär*innen fordern wir eine Mindesterhöhung von 250 Euro. Diese Forderungen gelten für alle Rundfunksender und werden in den Verhandlungen vorgebracht, die im Januar 2024 im BR, NDR, SWR und WDR beginnen sollen. Zusätzlich sollen für Freie und niedrige Tarifgruppen Verbesserungen je nach Sender erreicht werden. Dazu finden noch die Klärungen in den ver.di-Senderverbänden statt.
Ja, es ist zu viel was kleinere Einkommen, gerade auch in der Phase von Familiengründung und Berufseinstieg für Miete, Lebensmittel und, wenn eine Wohnung in der Nähe des Senders nicht zu finden war, an Kosten für das Pendeln zu zahlen haben. Die 3000 Euro aus dem letzten Tarifabschluss wird kaum jemand noch auf der hohen Kante haben, denn dafür war die für alle geltende Tarifsteigerung beim letzten Mal zu niedrig. In der Zeit des Tarifabschlusses seit April 2022 sind die Preise, nach dem amtlichen Verbraucherpreisindex schon um 8,2 Prozent gestiegen. Die Gehälter und Honorare dagegen nur um 2,8 Prozent, in manch einem Sender wie dem rbb steht diese Erhöhung sogar noch aus. Lediglich beim ZDF gab es zwischen 4,7 Prozent für die niedrigste Tarifstufe 1 und bis 2,9 Prozent für die höchste Tarifstufe 9. Erreicht werden konnte dies allerdings erst durch intensive Nachverhandlungen, nachdem die Vorlage aus den ARD-Tarifabschlüssen von den ver.di-Mitgliedern für das ZDF abgelehnt worden war. Aber in allen Fällen sind die Lebenshaltungskosten den Einkommenssteigerungen enteilt. Die derzeitigen, nach dem zwischenzeitlich Hoch nun langsam sinkenden, Inflationsraten von stetig über 3 Prozent kommen Monat für Monat hinzu und verstärken diese erlittenen Reallohnverluste immerzu.
Eine Tarifrunde ist kein Hoffen auf einen Gewinn an der Losbude oder eine Wette auf einen Lottoschein. Denn anders als beim Glücksspiel entscheidet die Beteiligung, die gemeinsam entfaltete Durchsetzungsstärke über Gewinn oder mangelnden Erfolg. Ihr könnt Einfluss nehmen auf das Ergebnis, Ihr werdet gefragt, ob Euch ein Ergebnis passt oder mehr erreicht werden soll, jedenfalls wenn Ihr ver.di-Mitglied seid. Außerdem schützt Euch die Unterstützung der arbeitskampferprobten Großgewerkschaft, wenn es auch in Eurem Sender soweit ist.
Noch nicht bei ver.di? Dann jetzt schnell Mitglied werden!
ver.di hat sich für diese Tarifrunde vorgenommen kein Spiel auf Zeit zuzulassen. Mit Eurer Unterstützung soll von Beginn an Dampf gemacht werden, damit nicht erst nach Monaten seitens der Intendant*innen ernsthaft verhandelt wird. Das kann bedeuten, dass einer hinhaltenden Verhandlungstaktik der Sender auch frühzeitig mit Arbeitskampf begegnet werden muss. Laut der Umfrage will jede/r Zweite sich an Streiks beteiligen.
Danke, dieses selbstbewusste Wir-Gefühl werden Wir brauchen können!
PDF | 608 kB