Am 9. Januar 2024 ist die langjährige SFB- und rbb-Personalratsvorsitzende Hanne Daum gestorben, sie wurde nur 73 Jahre alt. Hanne Daum hat die letzten Jahre des SFB und den jungen rbb mitgeprägt: als Personalratsvorsitzende und leidenschaftliche Gewerkschafterin. Kolleginnen und Kollegen, die mit ihr zusammengearbeitet haben, sind betroffen und traurig.
"Rundfunk wird Gottseidank immer noch von Menschen produziert, nicht von Computern und Maschinen." Dieser Satz hat Hanne Daum gefallen. Die ersten Digitalisierungs- und damit Rationalisierungswellen im Rundfunk hat sie aktiv mitgestaltet. Und welche Bedeutung der Satz behalten würde, bis heute, in die Zeit von KI im Öffentlich-Rechtlichen, hat sie vielleicht geahnt. Ihr Denken und Handeln hatte einen klaren Fokus: gute Arbeits- und Einkommensbedingungen für ihre Kolleginnen und Kollegen. Umstrukturierungen im Sender sollten nicht auf Kosten und auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Die gab es auch schon reichlich im SFB, und erst recht galt das für die Fusion.
Dafür hat sie sich mit Leidenschaft eingesetzt. Ihre Unterschrift unter zahlreichen Tarifverträgen und Dienstvereinbarungen aus der damaligen Zeit bezeugen das, einige davon haben noch Auswirkungen bis heute. Sehr viele Kolleginnen und Kollegen verdanken ihr viel. Wir haben ihr Kämpfen und beharrliches Streiten für Belegschaftsanliegen in vielen Situationen und vertraulichen Runden mit der Geschäftsleitung erlebt. Aber auch in den Personalversammlungen war sie als couragierte Streiterin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erleben.
"Die Sache der Frauen", wie sie es nannte, lag ihr besonders am Herzen. Hanne Daum begann als Personalratsvorsitzende in einer Zeit, in der die gesamte Geschäftsleitung inklusive des Personalchefs aus Männern bestand. Sie erreichte zusammen mit weiteren engagierten Frauen, dass 1989 die "Dienstvereinbarung zur Förderung der beruflichen Chancen für Frauen im SFB" in Kraft trat. Ein erster Schritt für mehr Gleichstellung im Sender. Als der SFB 2001 das "Herbsttreffen der Medienfrauen von ARD und ZDF" in Berlin ausrichtete, war Hanne tatkräftig dabei und leitete eine Diskussionsrunde mit SFB-Rundfunkrätinnen. Als couragierte Personalratsvorsitzende war sie für viele Frauen auch ein Vorbild. Oft bot sie den oberen Herren mit freundlicher Süffisanz die Stirn.
Als die Fusion von SFB und ORB näher kam, hat sie beharrlich gestritten mit Politikern in Brandenburg und Berlin. Sie wollte ein Personalvertretungsgesetz mit starken Mitbestimmungsrechten. Die Regierungsparteien in Berlin und Potsdam nicht. Fassungslos erklärte sie damals in der TAZ: "Bis zum Beweis des Gegenteils will ich einfach nicht glauben, dass gerade die SPD Arbeitnehmerrechte einschränkt!" Starkes Recht wollte sie auch endlich für die Freien Kolleginnen und Kollegen durchsetzen. Einer der Freien-Sprecher damals wurde von der rbb-Leitung unter Dagmar Reim vor die Tür gesetzt. Hanne organisierte die Protestaktionen für das verdi-Mitglied Jürgen Schäfer damals mit: "Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei einem Personal-Etat von 137 Millionen Euro für einen kompetenten und langjährigen Mitarbeiter keine Stelle gefunden werden kann" – so damals ihr Argument. Drei Monate später durfte Schäfer wieder im rbb arbeiten. Ein Etappensieg. Die erste Wahl eines gemeinsamen Personalrats aus Festen und Freien in diesem Jahr kann sie nicht mehr miterleben.
Und sie musste damals auch Niederlagen einstecken und persönliche Angriffe aushalten, Kämpfen auch im Personalrat selbst standhalten. Gewerkschaftliches Engagement bei verdi war für sie eine Selbstverständlichkeit. Sie hat sich nicht geschont. Oft brannte noch spät abends Licht im Personalratsbüro. Der Belegschaft Gehör zu verschaffen im Rundfunkrat und Verwaltungsrat, während der Fusion, das hat an ihr gezehrt. Nach langer Krankheit kehrte sie am Ende ihrer Berufstätigkeit noch einmal als Redakteurin des "Gesprächs" auf die Kulturwelle zurück.
Was war für sie persönlich ein Erfolg? Für Kolleginnen und Kollegen nach jahrelangem Einsatz endlich die angemessene Höhergruppierung erreicht zu haben. So ihre bescheidene Bilanz. Aber die persönliche Dankbarkeit von Kolleginnen und Kollegen war zugleich eine der wichtigsten Quellen, aus denen sie Kraft schöpfte.
Im Ruhestand hat Hanne sich weiter für ihren Sender leidenschaftlich interessiert. Sie diskutierte mit Freundinnen und Weggefährten in ihrer Wohnung nahe der Masurenallee über Selbstbedienungsmentalität, die Inflation der AT Verträge im rbb, die Beitragspolitik der KEF, den inneren Zustand ihrer Gewerkschaft. Sie wünschte sich weiter eine selbstbewusste Belegschaft, die bereit ist, solidarisch für ihre Interessen einzutreten.
Sich einmischen, streiten, nicht entmutigen lassen, immer wieder aufstehen, aktiv mitgestalten, das hat Hanne gelebt. Wer sich davon berühren und anstecken ließ, wird Hanne Daum beeindruckt und dankbar in Erinnerung behalten.
Eduard Hartmann
Gudrun Reuschel
Matthias Schirmer